RAD

Exzellenz in der Reanimationsversorgung erreichen. Im gesamten System. Erfahren Sie hier mehr über die innovativen Ansätze der Resuscitation Academy Deutschland.

Die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand kann trotz leitliniengerechter Behandlung und etablierter Qualitätsstandards noch weiter optimiert werden. Ziel der Resuscitation Academy Deutschland (RAD) ist, die Ergebnisse nach einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand gemäß dem 2008 in Seattle/King County, USA, entwickelten 10-Schritte-Programm nach Eisenberg systematisch und nachhaltig zu verbessern.

 

 

Die erste Resuscitation Academy Deutschland 2020–2022 umfasste die sechs Rettungsdienstbereiche Berlin, Dortmund, Kiel, Plön, Rostock und Vorpommern-Greifswald und hat über 24 Monate in einem strukturierten Prozess und in aufeinander aufbauenden Veranstaltungen stattgefunden. In dem vom Versorgungssicherungsfonds des Landes Schleswig-Holstein und der Damp Stiftung geförderten Projekt wurden diese 10 Schritte erstmalig mit einem an die deutschen Gegebenheiten angepassten Studien- und Projektplan unter Federführung des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein etabliert.

Aufbauend auf den hervorragenden Ergebnissen der Resuscitation Academy Deutschland, wird diese wichtige Initiative weiter fortgesetzt und mehr Teilnehmenden zugänglich gemacht. Daher wird die Resuscitation Academy Deutschland verstetigt und ab Januar 2023, 2024 und 2025 über jeweils 24 Monate mit weiteren Rettungsdienstbereichen durchgeführt.

 

 

Denn nur, wenn künftig bundesweit alle Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand systematisch exzellent versorgt werden, ist es wahrscheinlich, dass auch alle weiteren Krankheitsbilder bestmöglich behandelt werden. In diesem Sinne steht die optimale Versorgung des Herz-Kreislauf-Stillstandes stellvertretend für die kontinuierliche Verbesserung des gesamten Versorgungssystems.

Gemeinsam mit der Global Resuscitation Alliance, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein als durchführende und organisatorische Einrichtung sowie den Partner Resuscitation Academies in Seattle, Singapur und Dänemark engagiert sich die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) über das Deutsche Reanimationsregister als Veranstalter der Resuscitation Academy Deutschland.

Die Resuscitation Academy Deutschland ermöglicht in mehreren Präsenz-Leadership-Workshops sowie ergänzenden Online-Veranstaltungen einen intensiven Austausch mit anderen Rettungsdiensten sowie anhand eines Online-Analyse-Tools die Generierung von Projekten zur nachhaltigen Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Diese werden im Rahmen der Academy begleitet und regelmäßig evaluiert, um das Gesamtsystem weiter zu entwickeln und zu verbessern.

 

 

 

10 Schritte

 

Die Etablierung und Pflege einer "Culture of Excellence" (Exzellenzkultur) ist vielleicht der schwierigste Schritt.

Was aber ist eine Exzellenzkultur? Es handelt sich um ein implizites Bewusstsein, das von den meisten Mitgliedern der Organisation getragen wird, nachdem hohe Erwartungen und hohe Leistungen einen Standard für die Versorgung definieren. Eine Exzellenzkultur erfordert eine Führungspersönlichkeit (oder verschiedene Führungspersönlichkeiten) mit einer zukunftsweisenden Vision. Im Idealfall sollten die Leitung der Rettungsdienstorganisation und die Ärztliche Leitung Rettungsdienst diese Vision teilen. In der Praxis sollten sich diese beiden regelmäßig treffen, um gemeinsam alle Aspekte des Rettungsdienstbereichs und der verbundenen Klinik-PartnerInnen zu beleuchten und Innovationen zu planen. Gemeinsam mit allen weiteren im Rettungsdienstbereich Verantwortlichen sollte ein langfristiger Plan zur Schaffung und Aufrechterhaltung einer Exzellenzkultur aufgestellt werden.

Ein Beispiel dieser Vision auf der Leitungs- und Systemebene ist der #6 Grundsatz der RAD: „Jeder Patient bzw. jede Patientin mit Kammerflimmern überlebt“. Auf diese Vision und Kultur muss dann das gesamte Rettungsfachpersonal und die Notärzte und Notärztinnen trainiert, motiviert und verpflichtet werden. Die Mission für alle Einsatzverantwortlichen, ob Notfallsanitäter, Notfallsanitäterin, Notarzt oder Notärztin, lautet daher: ‚No one is dying on my shift/rig‘ [Heute stirbt niemand in meiner Schicht/meinem RTW].

Eine „Culture of Excellence“, so schwer sie auch zu definieren oder zu messen sein mag, ist höchst­wahrscheinlich ein Schlüsselfaktor, der hervorragende Systeme von denen trennt, die lediglich zufriedenstellend sind. Die administrative und die medizinische Leitung und alle Verantwortlichen müssen gemeinsam die Aus- und Weiterbildung fördern und das medizinische Qualitätsmanagement zum Mittel der ständigen Verbesserung machen.

Jahresberichte für die Rettungsdienstorganisation(en), Rettungsdienstträger und Kommune/Öffentlichkeit

Ein jährlicher Leistungsbericht ist der beste Weg, der Öffentlichkeit, den beteiligten Organisationen, dem Rettungsfachpersonal und den Kliniken gegenüber Transparenz herzustellen. Ein System, das in seiner Leistung transparent ist, will sich verbessern und respektiert die Bürgerinnen und Bürger, denen es dient, indem es wichtige Informationen weitergibt. Diese radikale Idee wird zweifellos unter den politischen Verantwortlichen für Aufsehen sorgen, aber warum sollte ein System, das Daten zu Herz-Kreislauf-Stillständen sammelt und Vergleichsdaten von anderen Rettungsdienstbereichen hat, die Informationen verbergen? Der Austausch solch wichtiger Informationen ist eine Möglichkeit, Transparenz herzustellen und Rechenschaft abzulegen. Wenn die Ergebnisse positiv sind, können die Informationen zur Werbung für die Organisation genutzt werden. Falls Ergebnisse noch nicht zufriedenstellend sind, sollten die Informationen genutzt werden, um die Stakeholder, einschließlich der Verwaltung, Politik und Trägerschaft, zu motivieren, in Verbesserungen zu investieren.

Verpflichtender Reanimations- und AED-Unterricht an Schulen und in der Kommune

Eine obligatorische Reanimations-/AED-Ausbildung ist in Norwegen und in Dänemark seit vielen Jahren Teil des Schullehrplans. Nach dem Beschluss der deutschen Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2014 sollten an allen weiterführenden Schulen Unterrichtseinheiten zum Thema „Herz-Lungen-Wiederbelebung“ angeboten werden. Die Umsetzung erfolgt aktuell allerdings noch sehr unterschiedlich:

In Schleswig-Holstein fanden von 2016 bis 2020 durch mit Drittmitteln geförderte Pilotprojekte die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler ausgewählter Schulen ab dem 7. Schuljahr in jeweils 2 Unterrichtsstunden im Rahmen des Projekts „Schüler retten Leben“ statt. Ziel der Initiative war es, die Schülerinnen und Schüler schon frühzeitig zu befähigen, in akuten lebensbedrohlichen Situationen helfen zu können und gleichzeitig für bürgerliches Engagement zu sensibilisieren. Des Weiteren fungierten die Schülerinnen und Schüler als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für Familie und Freunde. Die Durchführung der Kurse erfolgte durch ausgewählte Lehrkräfte ihrer Schule in den Räumlichkeiten der Schule. Die Lehrkräfte wurden dafür vorab in einer MultiplikatorInnen-Schulung zum Reanimationstrainer bzw. zur Reanimationstrainerin zertifiziert.

Auch durch weitere Initiativen an Schulen in anderen Bundesländern und verschiedene innovative Kursformate zu CPR- und AED-Anwendung für verschiedene Zielgruppen (z. B. eine vollständige Schulung aller Mitarbeitenden einer Kommune oder verschiedener Vereine und Verbände) konnten bereits Erfolge verzeichnet werden. Hier ist eine flächendeckende Implementierung auch in Ihrem Bereich notwendig.

Nutzen Sie smarte Technologien zur frühen und schnellen Aktivierung von Ressourcen zu Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) und Anbindung von AED-Programmen

In den vergangenen fünf Jahren haben zahlreiche innovative Pilotprojekte den Nutzen des Einsatzes intelligenter Technologien zur Alarmierung organisierter Ersthelfenden zu einem nahegelegenen Herz-Kreislauf-Stillstand und/oder zur Anzeige des Standorts des nächstgelegenen AED demonstriert. Das Potenzial besteht darin, dass freiwillig organisierte Ersthelfende vor dem Rettungsdienst am Notfallort eintreffen und so die Erfolgswahrscheinlichkeit der Maßnahmen zur Reanimation erhöhen. Mehrere Pilotprojekte haben den Nutzen dieses Konzepts bewiesen. Weiterhin kann durch eine Registrierung aller  öffentlich zugängliche AEDs die Rettungsleitstelle Ersthelfende über einen in der Nähe befindlichen AED informieren oder organisierte Ersthelfende mit diesem Gerät entsenden.

Einsatz von automatisierten externen Defibrillatoren (AED) durch Ersthelfende, einschließlich Polizei, Sicherheitsdiensten und Ordnungsbehörden

Alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) oder andere Ersthelfende mit Kompetenz zur Reanimation und AED-Schulungen haben das Potenzial, die Überlebensrate nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erhöhen. Während an verschiedenen Orten in Deutschland First-Responder-Systeme mit ehrenamtlichen Hilfsorganisationen oder Helfendengruppen zum Einsatz kommen, ist noch kein flächendeckendes und bereichsübergreifendes, einheitliches System zur Verkürzung der therapiefreien Intervalle etabliert. Ein mögliches Ziel kann es daher sein, im Dienst befindliche Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben in einem strukturierten Programm für den Einsatz von automatisierten externen Defibrillatoren (AED) bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand optimal einzubinden.

Im Land Berlin ist die Polizei und in der Stadt Kiel der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) bereits im Rahmen von Polizei oder KOD-AED-Programmen in die Alarmierung eingebunden. Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages haben 2021 die Eilzuständigkeit der Polizei beim Vorliegen unmittelbarer Lebensgefahr bestätigt und somit den Weg für die bundesweite Einführung von Polizei-AED-Programmen frei gemacht.

Auswertung aller verfügbaren digitalen Daten (u.a. Defibrillator)

In Seattle, King County und vielen anderen Rettungsdienstbereichen wird bei jedem Herz-Kreislauf-Stillstand eine digitale Aufzeichnung erstellt, die zum Teil vom Defibrillator stammt. Dazu gehören sekundengenaue Informationen über Herzrhythmus und Thoraxkompression, optimalerweise synchronisiert mit einer Sprachaufzeichnung. Die Sprachaufzeichnungen kombiniert mit dem Herzrhythmus des Patienten bzw. der Patientin ermöglichen eine detaillierte zeitliche Darstellung der Abläufe (beispielsweise Start der Beatmung, Defibrillation, …). Abfolge und Zeitpunkt der Ereignisse werden deutlich und es lassen sich Gründe für Verzögerungen ableiten. Diese Sprachaufzeichnungen sollten ausschließlich zur Qualitätssicherung verwendet werden. Eine enge Einbindung der Arbeitnehmendenvertretung ist erforderlich.

Verschiedene Hersteller bieten hier Lösungen für die Auswertung und Analyse einzelner Geräte oder für die digitale Dokumentation und Zusammenführung aller Versorgungsdaten an. Auch mit Gerätedaten aus dem Deutschen Reanimationsregister konnten bereits zuverlässig eine automatisierte Auswertung von Herzdruckmassagen mit einem neuen – nun frei verfügbaren – Algorithmus demonstriert werden. Dadurch kann der Arbeitsaufwand für die manuelle Nachbearbeitung der erhobenen Daten (Annotation) deutlich reduziert werden, was eine einheitliche Beurteilung der Qualität und somit das Feedback pro Einsatz und für die Systemleistung erleichtern kann.

Durchführung von Sofort-Disposition und -Alarmierung (Rapid Dispatch) mit strukturiertem Trainingsprogramm und kontinuierlichem Qualitätsmanagement

Bei der Sofort-Disposition und -Alarmierung [Rapid Dispatch] wird das nächstgelegene Fahrzeug mit Rettungsdienstpersonal, zum Beispiel auch ein Krankentransportwagen, innerhalb von Sekunden noch während der Notrufannahme losgeschickt, wenn spezifische medizinische Notfälle an den Disponierenden gemeldet werden. Das rasche Eintreffen der ersten Helfenden ermöglicht es, mindestens eine Herzdruckmassage durchzuführen und eine erste AED-Defibrillation auszulösen. Parallel werden ein Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug alarmiert (z. B. bei Verdacht auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand), so dass beide Fahrzeuge (zusätzlich) schnell entsandt werden können.

Symptome für Sofort-Disposition und -Alarmierung (Rapid Dispatch):

  • Bewusstlosigkeit
  • Atemnot
  • Schlaganfall-Symptome
  • Brustschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Hypoglykämie
  • schwere Traumata

Die Leitstellen sollten die Zeitdauer vom ersten Rufzeichen über den Notruf bis zum Alarm für das erste Fahrzeug messen. Diese Zeitspanne wird in verschiedenen Ländern und Systemen unterschiedlich benannt, im Folgenden als „Dispositionszeit“ bezeichnet. Eine Sofort-Disposition und -Alarmierung sollte weit unter 60 Sekunden Dispositionszeit liegen. Die Zielzeit für die Rapid Dispatch in den Rettungsleitstellen von King County, USA beträgt 15 Sekunden oder weniger, insbesondere dann, wenn die Adresse automatisch in den Leitstellenrechner des Disponierenden übernommen wird.

Die erste Erwähnung eines kritischen Symptoms sollte eine Sofort-Disposition und -Alarmierung bedingen. Rettungsleitstellen, die einem starren, vordefinierten Protokoll Vorrang vor einer Sofort-Disposition und -Alarmierung einräumen, verlängern möglicherweise die Dispositionszeit für dieses zeitkritische Krankheitsbild deutlich. Hierdurch verzögert sich im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands die lebensrettende Therapie. Das Konzept der Sofort-Disposition und -Alarmierung kann insbesondere auch auf mehrstufige Rettungssysteme mit Krankentransportwagen, Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug sowie weitere Komponenten angewendet werden.

Zusätzlich werden die Disponierenden ermutigt, nach eigenem Ermessen eine Sofort-Disposition und -Alarmierung durchzuführen, wenn eine anrufende Person die Wahrscheinlichkeit eines kritischen Ereignisses vermittelt. In King County, USA wird bei etwa 30% der Notrufe eine Rapid Dispatch eingesetzt und somit die Dispositionszeit bei den kritischsten medizinischen Notfällen um 30–60 Sekunden verkürzt. Angesichts der Tatsache, dass die Überlebensrate mit jeder Minute Verzögerung bei Herzdruckmassage und Defibrillation um etwa 10 % sinkt, kann schnelle Disposition die Überlebensrate einer Gemeinde somit um 5–10 % erhöhen. Dieses Ziel ist einfach zu erreichen und stellt daher eine der tief hängenden Früchte [low-hanging fruits] dar.

Einführung eines High-Performance-Reanimations-(HP-CPR)-Programms mit strukturiertem Trainingsprogramm und kontinuierlichem Qualitätsmanagement

Das Überleben nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand hängt maßgeblich von der Qualität der Reanimation ab. Nicht nur die Zeitspanne vom Kollaps bis zum Beginn der Reanimation ist für das Überleben prädiktiv, sondern auch die Qualität, in der die CPR durchgeführt wird. Je besser die Reanimation erfolgt, desto besser ist das Ergebnis. High-Performance-Reanimation (HP-CPR) kann einen bemerkenswerten Anstieg der Überlebensrate mit hervorragendem neurologischem Outcome ermöglichen.

Eine High-Performance-Reanimation ist ebenso Konstrukt wie messbare Fähigkeit. Das Konstrukt besagt, dass eine perfekte, leitliniengetreue CPR das Ziel aller Wiederbelebungen ist. Diese Fähigkeit kann sowohl in Aus- und Fortbildung als auch durch die Überprüfung und Analyse realer Ereignisse erreicht werden.

Zu den Elementen der High-Performance-Reanimationen (HP-CPR) gehören:

  • Korrekte Handhaltung
  • Kompressionsrate von 100–120/Minute
  • Kompressionstiefe von 5–6 cm
  • Volle Entlastung
  • Kompressions-Entlastungs-Verhältnis 50:50
  • Beatmungsdauer von je einer Sekunde
  • Minimale Unterbrechungen der Herzdruckmassage (keine No-Flow-Time über 10 Sekunden)
  • Atemwegssicherung (SGA oder Intubation) und Anlage eines i.v. oder i.o.-Zugangs ohne Unterbrechung der Herzdruckmassage

Am wichtigsten ist sicherlich, dass es ein fortlaufendes Qualitätsverbesserungsprogramm gibt, das dem Rettungsfachpersonal nach jedem Herz-Kreislauf-Stillstand ein spezifisches Feedback über die Wiederbelebungsmaßnahmen und zur CPR-Leistung gibt. Dieses kontinuierliche Verbesserungsprogramm sollte unter anderem den Prozentsatz der Zeit messen, in der tatsächlich Thoraxkompressionen in den zweiminütigen Intervallen zwischen den Rhythmusbeurteilungen durchgeführt werden. Gut ausgebildetes Rettungsfachpersonal sollte in der Lage sein, in mindestens 90% der verfügbaren Zeit Thoraxkompressionen durchzuführen. Die meisten Defibrillatoren erlauben nach der Reanimation die Auswertung digitaler Daten, einschließlich präziser Messungen des Prozentsatzes und der Qualität der Thoraxkompression. Im Rahmen der RAD-Veranstaltungen werden diese Analysemöglichkeiten vorgestellt und gemeinsam an Beispielen angewendet.

Ein weiterer Aspekt der High-Performance-Reanimationen ist die Choreografie im Rettungsteam. Andere Begriffe, die zur Beschreibung dieser einwandfreien Teamleistung verwendet werden, sind der „Reanimationstanz“, das „CPR-Ballett“ und „Formel1-Pit-Crew-Training in CPR“.

Gut ausgebildete Rettungskräfte bei der Hochleistungs-CPR zu beobachten ist in der Tat wie einem gut choreografierten Tanz zuzuschauen. Der Begriff „Boxenstopp“ bezieht sich auf die vordefinierte Rolle jedes Rettenden und den sehr geringen Zeitverlust beim Rollenwechsel. Wie eine professionelle Formel-1-Boxencrew weiß jedes Mitglied des Rettungsteams genau, was zu tun ist, und tut dies mit einem minimalen Zeitaufwand und so effizient wie möglich. Diese Choreografie beinhaltet, dass die Mitglieder mit minimalen Unterbrechungen die Rollen wechseln oder rotieren. So sollte die Person, welche die Thoraxkompressionen durchführt, mindestens alle zwei Minuten abgelöst werden. Die Performance-Analysen über alle Real- und Trainings-Einsätze hinweg erlauben den Verantwortlichen dann auch die Anpassungen von Rollen und Prozessen sowie von Inhalten im Bereich der Aus- und Fortbildung.

Die Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) und American Heart Association (AHA) betonen die Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen Thoraxkompression (angemessene Tiefe, Rate und volle Entlastung) und Minimierung der Pausen bei der Durchführung der CPR. Damit das Rettungsfachpersonal versteht, warum eine leistungsstarke CPR so wichtig ist, umfasst ein Teil der Resuscitation Academy Deutschland auch eine Schulung in der „Wissenschaft hinter der Reanimation“.

Einführung der Telefon-Reanimation (T-CPR) mit strukturiertem Trainingsprogramm und kontinuierlichem Qualitätsmanagement
 

In den meisten Rettungsleitstellen sind Telefon-CPR-Protokolle verfügbar, aber in der praktischen Durchführung und Implementierung der Telefon-Reanimationen (T-CPR) besteht nach den Ergebnissen einer bundesweiten Umfrage oft noch Optimierungspotenzial.

Diejenige Rettungsleitstelle, welche ihre Disponierenden dabei unterstützt, Anrufenden per Telefon gezielt Reanimationsanweisungen zu geben, kann den Verlauf der gesamten Rettungskette beeinflussen. Eine solche Kultur kann es nur dann geben, wenn jemand die Verantwortung für das Telefon-Reanimations-Programm übernimmt und dieses nach der Implementierung kontinuierlich verbessert und weiterentwickelt. Diese verantwortliche Person könnte sich, neben der Auswertung von T-CPR-Performance-Kennzahlen aus Leitstellen-Systemen und dem T-CPR-Modul im Deutschen Reanimationsregister, beispielsweise die aufgezeichneten Anrufe zu allen Herz-Kreislauf-Stillständen anhören und den einzelnen Disponierenden wie auch gesammelt dem übrigen Personal eine Rückmeldung geben. Dabei ist es ebenso wichtig, die Anrufe zu überprüfen, in denen Anweisungen gegeben wurden (wie könnte dies schneller und besser geschehen?), wie auch die Notrufe, in denen ein Herz-Kreislauf-Stillstand nicht erkannt wurde (wie können wir einen Herz-Kreislauf-Stillstand besser erkennen?). Auch ein Training und Coaching mit Simulationsanrufen hat sich hierbei bewährt.

Das Adjektiv „energisch“ beschreibt eine nützliche Haltung für Disponierende, wenn sie Notrufe mit potenziellen Herz-Kreislauf-Stillständen entgegennehmen. Eine durchsetzungsfähige Grundeinstellung, die mit den Anweisungen zur Reanimation fortfährt, wenn mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ein Herz-Kreislauf-Stillstand vorliegt, ist die Voraussetzung für den Erfolg dieses T-CPR-Programms.

Wenn Disponierende zu vorsichtig sind oder sich angesichts der Ungewissheit zurückhalten, werden T-CPR-Anweisungen nur selten erteilt oder es kommt zu erheblichen Verzögerungen bei der Umsetzung. Ein Element jedes erfolgreichen Telefon-CPR-Programms ist daher die strukturierte Schulung und kontinuierliche Weiterbildung der Disponierenden.

Die Teilnahme am Deutschen Reanimationsregister ist der erste Schritt zur Verbesserung der Überlebenschancen. Es stellt die Grundlage der Messungen dar.

Einer der sieben Grundsätze an der Resuscitation Academy lautet „messen, verbessern, messen, verbessern, …“, womit das Konzept des Dokumentierens und Messens der Versorgung von Herz-Kreislauf-Stillständen und der anschließenden Implementierung von Änderungen zur Verbesserung umschrieben wird. Die fortgesetzte Messung wiederum wird zeigen, ob die Veränderung einen Effekt gehabt hat, und weitere Schritte zur Verbesserung identifizieren. Dies ist der wichtigste Grundsatz der Resuscitation Academy. Wenn der Herz-Kreislauf-Stillstand systematisch gut versorgt wird, ist es mehr als wahrscheinlich, dass auch alle anderen Einsätze und Krankheitsbilder gut behandelt werden. In diesem Sinne steht die Versorgung des Herz-Kreislauf-Stillstands stellvertretend für das gesamte System.

Das Deutsche Reanimationsregister misst mehr als nur, ob der Patient oder die Patientin überlebt oder verstirbt, sondern darüber hinaus eine Vielzahl von Aspekten im Zusammenhang mit der Notfallversorgung: Wurden Reanimationsmaßnahmen durch Umstehende eingeleitet? Hat der Disponent bzw. die Disponentin telefonische Anweisungen zur Reanimation (T-CPR) gegeben? Wie gut war die rettungsdienstliche Reanimation? Wurde der Atemweg erfolgreich gesichert? Erfolgte die Behandlung im Krankenhaus leitliniengerecht?

Ab einer ausreichenden Anzahl von Herz-Kreislauf-Stillständen beginnt sich ein Profil herauszubilden, wo das System bereits gut funktioniert und wo noch Verbesserungspotenzial besteht. Die Arbeit mit dem Deutschen Reanimationsregister muss als eine Kernaufgabe betrachtet werden und über ausreichende Ressourcen und die volle Unterstützung der medizinischen und administrativen Leitungen verfügen.

 

 

 

Kontakt

 

Bei Interesse und Fragen wenden Sie sich bitte an:
Johanna Buncke, M.Sc.
Wissenschaftliche Projektkoordinatorin - Resuscitation Academy Deutschland

Institut für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Arnold-Heller-Str. 3  |  Haus 808  |  24105 Kiel
Besucheradresse: Holzkoppelweg 8-12  |  24118 Kiel
Tel.: +49 (0) 431 / 500 -31546 |  Fax: -31554
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 
 

 

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